Kundgebung Sept. 08

Die Veranstaltung der Buergerinitiative  Pro Seiser Alm

Am 21. September 2008 hat auf der Seiser Alm die angesagte Veranstaltung unserer Buergerinitiative stattgefunden. Man traf sich beim Ritsch, auf dem Hügel neben Stadel und Kochhütte von Bera Christian Runggaldier, dem wir nochmals für sein Zuvorkommen danken. Die Teilnehmer erreichten die Alm von Gröden aus über die Seilbahn St. Ulrich (kostenlos!), von Seis aus über die Umlaufbahn zum Kompatsch. Es war ein bewölkter und kalter Tag, trotzdem trafen etwa 600 Personen ein, viele Grödner und viele Mitglieder des Alpenvereins Südtirol. Mehrere brachten Plakate und Transparente mit (eine Skizze unseres Hausberges wurde Schweigkofel anstatt Langkofel beschriftet!), die zum Teil auch andere geplante umweltfeindliche Anlagen in Südtirol betrafen.

Nach einer Einführung durch Claudia Obletter und Simon P. Moroder von der Pro Seiseralm sprach Herr Luis Vonmetz, Vorsitzender des Alpenvereins Südtirol, der im Internet seine Mitglieder zur Beteiligung eingeladen hatte (siehe Aufruf AVS ). Wir bringen hier einen Auszug seiner Rede, die mit viel Beifall aufgenommen wurde. Anschließend grüsste Herr De Santis vom CAI Alto Adige alle Anwesenden. Als letzter überbrachte uns Prof. Dipl. Ing. Andreas Gottlieb Hempel seine Meinung. Herr Hempel, ein deutscher Architekt und Publizist der in Brixen lebt und arbeitet, hat etliche Touristenführer über unser Land veröffentlicht. Auch er vertrat die Meinung, dass auf der Alm zu viel gebaut wurde und dass anstatt Privatautos besser Pferdekutschen und Kleinbusse eingesetzt werden müssten. Nach seiner Meinung wäre insbesondere in Kompatsch alles schief gelaufen, er nannte es „einer der hässlichsten Orte die ich kenne“.

Von den Medien wurde besonders die Anwesenheit einiger Gegner der Buergerinitiative Pro Seiser Alm hervorgehoben. Etwa 20 Personen mit Plakaten unterbrachen die Redner mit Buh-Rufe und Pfiffen. Dieses Auftreten brachte uns die Gewissheit dass unsere Bemühungen endlich Ihr Ziel erreicht hatten. Es gibt nichts schlimmeres als ein Jahr lang in den Medien tätig zu sein ohne eine Eingangsbestätigung zu erhalten. Wir hoffen, dass diese Protestierer auf unsere Argumente im Detail eingehen werden (siehe unsere Antwort auf die Schrift der „Jungen Alpler“) anstatt pauschal alle Verbesserungsvorschläge abzulehnen.

Nach einigen Gruppenfotos trennte sich die Ansammlung, die meisten Anwesende wanderten zu den benachbarten Gasthäusern zum Mittagessen. Dabei erwiesen sich die Wirte des Hotel Ritsch und der Rauch-Schweige, auch gegenüber Mitgliedern des AVS, als besonders ungastlich und unfreundlich.

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Auszug aus der Rede des ersten Vorsitzenden des Alpenverein Südtirol Luis Vonmetz.

In der Zeitschrift FF hat kürzlich der Manager eines internationalen Hotelkonzerns mit Pustertaler Wurzeln eine Wunschliste geäußert, damit Südtirol im globalen Fremdenverkehrsmarkt mithalten könne. Demnach brauchen wir einen Flughafen von der Kapazität jenes in Innsbruck, mindestens 20 Golfplätze und eine Reihe von Luxushotels mit bis zu 200 Betten.
Da drängt sich die Frage auf, welche Auswirkungen dies auf unsere Lebensqualität hätte und ob diese nur jenen vorbehalten sein soll, die mit möglichst prallem Geldbeutel alle paar Jahre einmal bei uns ihren Urlaub verbringen. Wir möchten also einerseits die Dolomiten als Weltnaturerbe anerkannt haben und fordern andererseits Entwicklungen die in die gegenteilige Richtung gehen. Kein Mensch erwähnt da die Folgen bei einem leergefegten Arbeitsmarkt, den zusätzlich benötigten Wohnraum für die vielen neuen Arbeitnehmer aus der Fremde, die Kindergarten und Schulplätze für deren Nachwuchs und die Auswirkungen auf unsere Bevölkerungsstruktur.
Wo bleiben Respekt und Achtung? Was geschieht auf dieser größten und schönsten Alm Europas? Erheben wir unsere Stimme, wenn wir nicht wollen, dass sie weiter verstädtert wird. Alles ist anscheinend völlig legal und mit Genehmigungen untermauert. Ein Unternehmer kauft am hoch gelegenen Südende der Alm ein Schutzhaus und kann am anderen Ende mittels Kubaturverlegung ein dreimal so großes Gebäude erstellen. Ein anderer Unternehmer, der die verlotterte Bausubstanz eines Hotels besitzt, kann mittels qualitativer Erweiterung ein Bungalowdorf mit Disney-Charakter errichten. Und das alles in einem Schutzgebiet. Sind da nicht bestehende Gesetze falsch und neu zu überdenken?
Was ich vermisse ist das Mitspracherecht der Bürger. Meist wird von oben herab, oft gegen die Meinung der Fachkommissionen, gerüstet mit wohlgesinnten Gutachten über die Köpfe der Betroffenen entschieden. Diese könnten doch auch gefragt werden! Deshalb brauchen wir ein besseres Gesetz zur Direkten Demokratie. Die Verhältnisse in der Schweiz, vor allem aber auch in Bayern und anderen Teilen Europas zeigen, dass mit einer Beteiligung der Bürger die Politik eine bessere ist. Mitbeteiligen und Mitgestalten ist allemal besser als abseits stehen und protestieren. Mehrere Gemeinden in Südtirol machen uns dies mit gutem Erfolg bereits heute vor. Kommen wird dieses echt europäische Demokratieverhalten früher oder später ohnehin und so wären politische Parteien gut beraten, besonders im Hinblick auf ihre jüngere Wählerschaft, wenn sie hier eine Vorreiterrolle einnehmen würden.
Sehr verehrte Anwesende, schauen Sie sich um. Die Seiser Alm ist ein Gottesgeschenk, so wie unser ganzes Land. Da hinten, der Lang- und der Plattkofel mit ihren Spitzen und Türmen, weiter draußen der behäbige Schlern und vorne der Puflatsch mit seinen Hexenbänken. Es waren unsere Vorfahren, die das Blumenwunder der Alm bewahrt und das Kulturgut der Alm geschaffen haben. Legenden und Sagen erzählen von wunderbaren Dingen, die sich im Dunkel der Geschichte verlieren.

Und wenn ich Sie jetzt mit unserem vertrauten Gruß Berg-Heil begrüße, dann denke ich ganz besonders auch an „HEILE BERGE“.

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Das Wort der jungen Älpler der Seiser Alm

Anlässlich der Kundgebung der Buergerinitiative Pro Seiser Alm an 21. September 2008 hat eine Gruppe „Junge Seiser Alpler“, die scheinbar das ganze Jahr dort leben, eine Gegenschrift verteilt. Neben einigen Ungereimtheiten wurden uns präzise Vorwürfe gemacht, auf die wir hier Stellung nehmen wollen.
Junge Alpler: „Wir haben die Seiser Alm in den letzten Jahren nicht verschandelt und auch nicht zugrunde gerichtet! Und wir werden dies auch in Zukunft nicht tun ! Ihr seht es ja selber: Die Alm ist in den letzten Jahren schöner und attraktiver geworden. Sie ist ein ideales Erholungsgebiet für Jung und Alt!“
Wir geben den jungen Älpler recht, sie haben die Alm nicht verschandelt. Wenn schon waren es Ihre Väter, aber bisher ist die Alm noch nicht kaputt. Sicher gibt es einige Spekulanten die das tun möchten, denkt nur an das riesige Bauvorhaben der Fa. Schweigkofler und an das geplante Dorfhotel Mezdì. Die Alm ist in den letzten Jahren leider nicht attraktiver geworden, einige Bauten in Saltria und Kompatsch haben sicherlich nicht dazu beigetragen. Auch der zunehmende Autoverkehr auf einigen Wanderstrassen ist kaum ideal für Jung und Alt.
Junge Alpler: „Wie wäre die Seiser Alm ohne vernünftige Bewirtschaftung ? Ohne nette Almhütten, ohne typische Heustadel, ohne Liftanlagen für die Gäste, ohne gemütliche Gastbetriebe, ohne örtliches Leben, ohne gutmütige Alpler “
Sie wäre scheußlich! Noch nie hat eine Schrift gegen unsere Vereinigung so viele offene Türen eingerannt. Über die „gutmütigen Alpler “ haben wir noch Zweifel wenn wir an das Verhalten einiger Wirte nach der Kundgebung denken.
Junge Alpler: „Es sieht so aus, als ob eine Art Neid und Missgunst die Betriebe hier oben ruinieren will und uns Einwohner zum Abwandern zwingen möchte?“
Wer die Gründer unserer Vereinigung kennt weiß das weder Neid noch Missgunst hier im Spiel sind. Genau im Gegenteil, wir wollen dass es den Gastbetrieben auf der Alm gut geht, aber nicht durch einen Massentourismus wie im Tal. Denkt an die Schweiz, wo in einigen Bergdörfer durch Einschränkung des Verkehrs ein internationaler Qualitätstourismus aufgebaut wurde. Damit könnten die Älpler gedeihen, auch wenn die Betriebe im Tal in Not sind
Deshalb möchten wir die „Jungen Alpler“ aufmuntern optimistisch zu sein, schaut nur zu dass Eure Väter nicht das Huhn das goldene Eier legt schlachtet. Auch wenn Ihr (nach Angaben des Bürgermeister von Kastelruth) nur einige Dutzend seid.