Bauvorhaben

Story der ff-Zeitschrift

Am 8. März 2007 erscheint in der ff-Wochenzeitschrift ein Artikel von Karl Hinterwaldner mit dem Titel „Flaggschiff in Seenot“. Der Untertitel lautet: „Tourismus: Auf der Seiser Alm ist Großes geplant. Entstehen sollen mehrere Tiefgaragen, pompöse Hotelerweiterungen sowie ein Almdorf. Und das trotz neuem Entwicklungsplan, der das Gegenteil will“. Wir entnehmen daraus die Absätze bezüglich dem Projekt der Gebrüder Sanoner
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Andreas und Klaus Sanoner zeigen in ihrem Büro das Modell eines Hoteldorf, das, wenn alles klappt, noch in diesem Herbst gebaut werden soll. Auf sanften hellgrünen Wiesen sind dort 14 Holzhäuschen rund um einen kreisförmigen Pool plaziert. Dahinter erhebt sich das Haupthaus. Dieses Modell ist keine Fiktion, sondern Wirklichkeit, und soll auf der Seiser Alm, gleich hinter dem 2.109 Meter hohen Piz, wo jetzt die Ruine des Hotel Mezdì steht, realisiert werden

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„In dieser wunderschönen Lage“, sagt Andreas Sanoner, „wollen wir jetzt etwas Besonders machen.“ Daher haben er und sein Bruder das Architektenduo Hugo und Hanspeter Demetz mit der Planung des Almhoteldorfs beauftragt. „Die Hütten“, sagt Hugo Demetz, „erzeugen den Bezug zur Alm.“ Schindeln im Nebel, verschneite Dächer, Blick auf die Langkofelgruppe und dazu jede Menge Wellness – das sei es, was die Gäste anlockt. Ein traditioneller Blockbaukörper werde diesen Anforderungen nicht gerecht. Die Kastelruther Baukommission hat das Projekt bereits abgesegnet – mit Auflagen. So müssen zwei Häuschen gestrichen werden und die Hütten müssen insgesamt etwas näher zusammenrücken. Doch sonst steht der Aufstockung der Kubatur von 5.900 m auf 10.000 m nichts mehr im Weg, außer vielleicht die Landschaftsschutzkommission. Doch selbst ein eventuell negatives Gutachten der Kommission zählt in Südtirol wenig, denn das letzte Wort hat die Landesregierung.So kommt es, daß die Seiser Alm möglicherweise ab Weihnachten 2008 um ein ganzes Dorf und 110 Betten reicher ist. Das Raumordnungsgesetz läßt dies ohne Weiteres zu. Die Sanoners beziffern die Kosten für das Projekt mit 15 Millionen Euro. Die Wenigen, die von den Plänen wissen, sind skeptisch bis entsetzt. „Wenn das auch noch geht“, sagt einer von ihnen, „ist es bald nicht mehr heikel.“ Manche befürchten, daß die Hütten nur der Spekulation dienen und nach dem Bau als Zweitwohnungen an Betuchte verkauft werden. Klaus Sanoner wehrt sich gegen diesen Vorwurf. „Erstens“, sagt er, „sind die Hütten mit dem Haupthaus unterirdisch verbunden.“ Zweitens spreche der Werdegang der Hoteliersbrüder dagegen. Und drittens sei man bereit, die Nichtveräußerung grundbücherlich festschreiben zu lassen.

Der Kastelruther Bürgermeister kann damit leben. „Mir würde zwar ein einziger Hotelblock – möglichst unterirdisch angelegt – besser gefallen“, sagt Hartmann Reichhalter, „aber wir konnten einen guten Kompromiss erzielen.“ Aber passt der Kompromiss auch zum neuen Masterplan, der am Dienstag vergangener Woche auf der Alm vorgestellt worden ist? Die drei Schweizer Experten Valentin Bearth (Architekt), Andrea Deplazes (Landschaftsarchitekt) und Willi Hüsler (Verkehrsfachmann) sehen im Masterplan keine Verbauung der Alm, sondern eine Beruhigung und Renaturierung vor. „In unserer Vision“, sagt Deplazes, „wird die Seiser Alm zur verkehrsfreien Region, zum Erholungsgebiet, zu einem Ferienort und zu einem Platz, wo Freizeitgestaltung, Kultur und Sport möglich sind.“

Diesem Artikel folgte am 29. März ein Gastkommentar des Grödners Edgar Moroder, mit vielen Sachlichkeiten über die Seiser Alm und über die Verwunderung und Verärgerung vieler Südtirols Bürger beim Lesen dieses Aufsatzes.

Der zweite Teil dieses Artikels folgt auf der Seite mit dem Titel: „Andere Bauvorhaben“